Fritz A. K. Kolbe, kein Einzelfall. Als Nazigegner das Leben riskiert – in der Bundesrepublik behindert.

Fritz A. K. Kolbe, kein Einzelfall. Die Nazis bekämpft, in der Bundesrepublik behindert.

In der 2. Staffel der Serie Charité sieht es so aus, als würde er für die Nazis Sauerbruch ausspionieren. Doch tatsächlich ist er ein Widerstandskämpfer. Mit Hilfe von Maria Fritsch schafft er als unbezahlter Agent Geheiminformationen zu den Alliierten in die Schweiz.

Fritz A. K. Kolbe (* 25. September 1900 in Berlin; † 16. Februar 1971 in Bern) war ein deutscher Beamter und Widerstandskämper. Unter dem Decknamen «George Woods» arbeitete Kolbe, Beam­ter im Auswärtigen Amt,  unbezahlt für das «Office of Strategic Services» (OSS), den Vorläufer der CIA. Er lieferte ihm 2000 Dokumente über fünf Jahre hinweg. Am Ende des Zweiten Weltkriegs bezeich­neten ihn State Department und Geheimdienst der USA als wichtigsten Informanten der Alliierten in Deutschland.

Hitler bezeichnete er als Vaterlandsverräter. Kolbe: „Mein Bestreben war, den Krieg für mein unglückliches Volk abzukürzen, den Unglückli­chen in den KZs weitere Leiden ersparen zu helfen“.

Ab März 1945 blieb er bis Juli 1945 in Bern, kam dann nach Berlin zurück, wo er bis 1949 weiter für die US-Behörde Office of Military Government for Germany arbeitete.

1950 wollte Kolbe ins Auswärtige Amt zurückkehren. Der Leiter des Personalreferats im Auswärtigen Amt, Wilhelm Melchers, hintertrieb jedoch seine Anstellung. Die Unabhängige Historikerkommission um Eckart Conze fand Notizen Melchers, wonach Kolbe „unter keinen Umständen eingestellt werden“ dürfe und „ohne Bescheid bleiben“ solle.[1] Auch die Weiterbezahlung des Übergangsgeldes, auf welches Kolbe als ehemaliger Beamter Anrecht hatte, unterblieb. Er erhielt, vermittelt von Dulles, eine kleine amerikanische Pension. Kolbe bestritt seinen Lebensunterhalt schließlich unter anderem als Handlungsreisender für Motorsägen.

Im Februar 1971 starb Kolbe an Gallenkrebs in Bern.

Bezeichnend ist, dass ihn der Franzose Lucas Delattre 2004 in seinem Buch Fritz Kolbe. Der wichtigste Spion des Zweiten Weltkriegs aus der Versenkung geholt hat, während man sich in Deutschland nicht mit ihm beschäftigte.

Kolbe war leider kein Einzelfall. Da nach 1945 wieder viele Drahtzieher des Naziregimes führende Stellen in der Bundesrepublik bekleideten, standen sich auch nach 1945 wieder dieselben Gegner gegenüber. Gerade das Auswärtige Amt wurde ein Tummelplatz für frühere Nazis.

Kolbe ist nur die Spitze eines Eisbergs, den man unbedingt umfassend unter die Lupe nehmen müsste.

ARD CHARITÉ II. Staffel der historischen Krankenhausserie mit (6 neuen Folgen), ab Dienstag (19.02.19) um 20.15 Uhr im Ersten.
Fritz Kolbe (Marek Harloff), Diplomat und heimlicher Widerstandskämpfer.
© ARD/Julie Vrabelova.

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