DAS HAUS – Leseschnipsel

 

„Im Treppenhaus stinkt es höllisch!“

Ich schnupperte in die Luft. „Ich kann nichts riechen.“

„Es stinkt oben im vierten Stock.“

Ich fühlte mich gleich wieder schlecht. „Wir müssen Tom verständigen.“

„Er ist schon oben.“

Ich genierte mich nicht, dass ich noch meine Shorts und meine Bluse vom Vorabend trug und noch nicht geduscht hatte. Dies war eine Ausnahmesituation, und so folgte ich der Rauhaar in meinen verknautschten Sachen, Schlafkrümel in den Augenwinkeln, mit wirrem Haar, in den Aufzug. Obwohl alles schlimm genug war und noch etwas Schlimmeres bevorstehen konnte, beschäftigte mich nun doch einen Moment lang, ob ich irgendwie muffig und nach Schweiß roch. Es war stärker als ich selbst. Ich war da aber in nicht allzu schlechter Gesellschaft: Marie Antoinette wollte sich, bevor sie aufs Schafott stieg, sogar noch schminken.

Meine Befürchtung, schlecht zu riechen, erledigte sich, als uns gleich beim Aussteigen ein Gestank einhüllte, der alles überdeckte. Der Gestank war pestilenzialisch. Er fiel einen an, er war aggressiv. Es roch nach unzähligen faulen Eiern, hatte ich den Eindruck.

Tom stocherte im Schloss herum. Marina stand dicht neben ihm. Ihr Gesicht war weiß mit einem gefährlichen Stich ins Grüne.

Der Generalschlüssel nützte nichts, da Zimmermann noch ein zusätzliches Sicherheitsschloss angebracht hatte.

„Es riecht nach Leiche“: Die Rauhaar sprach dunkel aus, was wir alle dachten, aber nicht über die Lippen brachten.

 

 

Logline: 

Ist das Haus, in dem einer um den anderen Mieter den Tod findet, ein Unglückshaus oder ist ein Mörder am Werk, der ganz gezielt tötet?

 

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