Der Club der Dilettanten

Langsam habe ich mich an Garfield gewöhnt. Ich lasse ihn einfach reden. „Grade sagt die Merkel, dass die Flüchtlinge wieder in ihr Land zurück sollen, sobald dort nicht mehr gekämpft wird. Hallo! Olivia hörst du zu?“ „Hrmpf.“ „Zuerst sollten die Flüchtlinge hier bleiben, integriert werden, in die immer schwächer dotierten Rentensysteme einzahlen. Zuerst sollten die Familien nachkommen … Und jetzt ist wieder alles anders. Olivia …!“ „Hrm, ja.“ „Ich versteh’s nicht. Auch das versteh ich nicht: Wenn ein Schiff sinkt, heisst es immer: Frauen und Kinder zuerst. Bei uns haben zuerst eine Menge  junger Männer Aufnahme gefunden, und die Frauen und Kinder, die lässt man ruhig in der prekären Situation zurück.“ „Hm.“ „Zuerst heisst du alle willkommen mit einer grossen menschlichen Geste. Und dann werden Flüchtlingsheime angezündet.“ „Hm.“ „Die deutsche Politik hat ja nicht nur Süd-Europa kaputt gespart. Irrwitzig gespart hat sie auch im eigenen Land. Da sind doch ganze Schichten abgesackt und sehen nicht ein, dass für die Flüchtlinge sofort und viel ausgegeben werden muss. Und ein paar von denen radikalisieren sich.“ Ich hab dann dummerweise zu Garfield gesagt: „Und was würdest du vorschlagen?“ „Wenn du Assad nicht loswerden kannst, weil ihn zu viele stützen, dann könnte die Assad-Opposition gemeinsam mit ihren Verbündeten einen zweiten syrischen Staat gründen, und in diesen Staat könnten dann die Geflohenen wieder zurück und gegebenenfalls für ihren neuen Staat kämpfen.“ „Wie soll das gehen!? Die Opposition ist doch in sich konterkarierende Gruppen zersplittert. Das ist doch kein Schachspiel, bei dem du menschliche Figuren einfach herum schiebst und opferst? Und auch wenn es irgendwie ginge, dann herrscht dort weiterhin Krieg.“ Garfield bekommt ganz dicke Backen vor Aufregung: „Ja meinst du denn, die Syrer wollen hier im Norden bleiben?! Die kotzt hier doch bereits alles an! Die wollen vor allem eins: Wieder nach Hause!“ Wir haben uns schliesslich darauf geeinigt, dass das Ganze eine verfahrene Scheisssituation ist und nur Vernunft und Menschlichkeit alles zum Guten ordnen könnten …  Leserin

Der Süd-Euro

Garfield Zeitung lesendGarfield zieht erst wieder bei mir aus, wenn er in einem neuen Film spielt. Und er lässt sich nur engagieren, wenn sie für ihn ein hübsches Katzenweibchen ins Drehbuch schreiben. Einstweilen geht er mir mit seinem Politikgeschwätz weiter auf die Nerven. Garfield sorgt sich immer mehr um Europa. „Weisst du, wer Europa zum Scheitern bringen wird?“ „Hm, vielleicht treten die Briten demnächst aus.“ „Nein …“  „Dann versuchen die Griechen nochmal, aus dem Euro rauszukommen.“ „Versuchen’s vielleicht nochmal, aber knicken unter dem Druck wieder ein …, daher nein.“ „Hm, du machst mich neugierig. Wer soll sonst …?“ Garfield lässt mich nicht ausreden, ruft laut: „Die Deutschen!“ „W-was? Unsinn. Die Deutschen profitieren doch am meisten wirtschaftlich von Europa.“ „Sie werden so viele Flüchtlinge aufnehmen, dass enorme Kosten entstehen. Da sie im Euro sind, können sie nicht einfach Geld drucken, um die Kosten zu bewältigen. Sie kommen in dieselbe Situation wie Griechenland. Sie müssen in einer prekären Situation sparen. Sie kommen unter dasselbe Spardiktat, das den europäischen Süden kaputt gespart hat. Wenn der gesellschaftliche Unmut bei den Deutschen dann gefährlich steigt, müssen sie aus dem Euro raus. Und sie können raus. Ein mächtiges Euro-Mitglied schert sich weniger um den Druck, den die andern auf es ausüben, damit es im Club bleibt. Das kann der Anfang vom Ende sein.“ „Hm, Garfield, du hast abwegige Ansichten …“

Zu viel Schlaf

„Was tut ein Autor überhaupt?“, fragt mich meine Nachbarin, als ich gerade den Müll raus trage. Eine zweite Nachbarin gesellt sich dazu: „Du hast doch erzählt, du schläfst so viel, Olivia …“  „Ja, ja sie schläft den ganzen Tag …“ „Du schläfst sicher auch beim Schreiben …“ Ich habe den Verdacht, sie haben mich mit meiner Katze verwechselt.

Katze auf PC schlafend

 

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