Die Wahlen

“Olivia, willst du meine Kurzmeinung zu den Landtagswahlen hören?” “Garfield, lass mich bitte schlafen.” Dauert nicht lange. “Gewonnen hat die Merkel aus Sicht der Merkel.” “Garfield!” “Sie hat ihr Ziel erreicht. Sie hat die SPD erledigt.” “Uff.” “Kretschmann hat schlicht gewonnen. Der Mann gefällt mir ehrlich gesagt mehr als das Schlaule Wolf. Kretschmann wirkt altmodisch rechtschaffen. Kann aber noch enthronisiert werden. Dreyer ist eine Gewinnerin, alleine auf weiter Flur. Eine sehr bescheidene Gewinnerin ist die FDP, sie hat zum Glück wieder etwas zugelegt. Gemässigte Regierungskoalitionen sind auf einmal auf die Grünen angewiesen und werden statt zu zweit zu dritt sein. Hoch gefährlich sind die riesigen AfD-Gewinne. Die Bürger haben Protest-gewählt.” “Und was kann man gegen die AfD tun?” “SPD-Oppermann hat nen netten Vorschlag gemacht: Die CSU sollte im gesamten Bundesgebiet wählbar sein, um der AfD das Wasser abzugraben.” “Oppermann fände die CSU hilfreich und Kretschmann war einer der wenigen ehrlichen Verfechter Merkels. Wir haben ein interessantes Durcheinander.“ „Ein Durcheinander kann ungemein gefährlich sein. Die AfD hat die demokratische Parteienlandschaft durcheinander gebracht. Die grossen gemässigten Parteien schrumpfen, das ist als ob ein demokratisches Machtvakuum entsteht. Ein Nährboden für Extremismus.

Der türkische Plan

Figur2Garfield politisiert jetzt auch noch beim Abendessen. Er gibt keine Ruhe. „Olivia! Weisst du überhaupt, worum’s in dem türkischen Plan geht?“ Ich schlucke meine Spaghetti. „Der türkische Ministerpräsident Davutoglu hat sich bereit erklärt, Flüchtlinge aus Griechenland zurückzunehmen. Dafür soll die EU genauso so viele Syrer direkt aus der Türkei aufnehmen und auf die einzelnen Mitgliedstaaten verteilen. Der Plan ist human und intelligent, auch wenn er zunächst wie ein Nullsummenspiel aussieht.“ „Aber der Plan hat ein Problem!“ „Und?“ „Er ist im Kanzleramt ausgedacht worden.“ „Hm.“ „So funktioniert’s nicht. Europa ist nicht dafür gedacht, dass ein Land diktiert und die andern vor vollendete Tatsachen stellt. Möchtest du ein wichtiges Thema zur europäischen Politik machen, dann musst du vorher bei allen den Konsens suchen.“ „Hm. Wenn nur nicht die Zeit davonliefe.“

Ubi bene ibi patria

Katze lächelnd 2Garfield verschluckt sich beinahe am Morgenkaffee, prustet. „Weisst du, was die neue Politik ist?“ Mich erwischen Spucketröpfchen an der Backe. „Nichtstun! Sie warten, dass sich die Dinge von alleine erledigen.“ „Wer? Was?“ „Merkel tut nichts und lässt die andern die Grenzen schliessen. Obama tut nichts und lässt Syrien auf eine Zwei-Staaten-Lösung zudriften, ein Teil Assad, der andere Teil, wer weiss? Vielleicht werden es auch Teile?“ „So wenig tut Merkel auch wieder nicht. Heute Abend trifft sie den türkischen Premier, die Türkei soll der EU helfen, den Flüchtlingsstrom einzudämmen. Und macht ja bereits einige Zugeständnisse. Und morgen ist der EU-Gipfel.“ „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass es da eine europäische Antwort gibt, was die Verteilung der Flüchtlinge auf Mitgliedsstaaten angeht.“ „Uff.“ „Manchmal denke ich, Olivia, das Römische Reich war in Sachen Migrationspolitik dem heutigen Europa überlegen. 212 n. Chr. hat Kaiser Marcus Aurelius Severus Antoninus (genannt Caracalla) per Dekret allen „Fremden“, die im Reich sind, einfach ad hoc das römische Bürgerrecht verliehen.“ „Naja,  oppositionelle Kreise waren damals der Meinung, die Ausdehnung des Bürgerrechts habe vor allem den Zweck gehabt, die Betroffenen verschiedenen Steuern zu unterwerfen, die nur von römischen Bürgern zu bezahlen waren.“ „Trotzdem, er hat’s riskiert. Und die Eingebürgerten kamen auch in den Genuss grosser Vorteile. Die hatten dann den Wahlspruch: Ubi bene ibi patria. Wo es mir gut geht, da ist meine Heimat. Und sie waren Rom treu.“

 

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