Leseprobe aus Frust, Revolte und Normalität – Kapitel XVII, Kuraufenthalt

Aus dem Roman meiner Mutter

Kapitel XVII

Kuraufenthalt

„Glauben Sie, Ihre Beschwerden rühren von einer früheren, nicht entdeckten Krankheit her, oder glauben Sie, dass sie berufsbedingt sind?“, fragt mich der Kurarzt über seine goldumrandete Brille hinweg. Er ist ein zierlicher Sechziger, der sich als Kurarzt ein hübsches Zubrot verdient, genauso gut hätte er Finanzdirektor oder Abteilungschef eines Unternehmens sein können. Herr Dr. Männicke spricht sehr viel von sich. Früher sei er ein ungeheuer erfolgreicher praktischer Arzt gewesen, aber das sei ihm alles zu viel geworden, daher habe er sich in dieses Sanatorium zurückgezogen.

Es ist das erste Mal, dass er es mit einem Lehrer zu tun hat, noch dazu mit einem, der keine bestimmten Symptome aufweist. Ich habe weder Rheuma noch Kreislaufstörungen, auch keine Stoffwechselkrankheit. Nicht einmal eine angehende Angina Pectoris kann er feststellen, nichts Anstößiges in den Lungen, kein erhöhter Blutdruck oder leichter Bronchialkatarrh, mit nichts von alldem kann ich ihn erfreuen. Da ist nur ein ganz regelmäßiger Puls, nur ein ganz normaler Blutdruck, da steht ein ganz Gesunder vor ihm, und für diesen soll er nun einen Behandlungsplan aufstellen. Das ist schon fast anstößig! Dr. Männicke blickt verlegen vor sich hin. Er denkt angestrengt nach. Dann taucht das sonnige Lächeln wieder auf. „Ja, richtig, Sie sind Lehrer. Wie konnte ich das nur vergessen. Da gibt es so ähnliche Symptome wie bei Gastarbeitern. Nichts Spezifisches, nichts, was zu diagnostizieren wäre. Da gibt es das Heimweh, das schlechte Klima, die fehlende Familie.“ Aber das ist es ja nicht, ich bin kein Gastarbeiter. Ich habe kein Heimweh, ich bin hier zu Hause, und eine Familie habe ich auch, und sogar eine ganz intakte Familie. Was wird Herr Dr. Männicke nun für mich herausfinden, wo wird er mich einreihen?

„Sie haben doch Ihr Zuhause, nicht wahr? Sie sind nicht Junggeselle, und Kinder haben Sie auch, vielleicht haben Sie sogar einen Hund, mit dem Sie jeden Tag zwei Stunden spazieren gehen. Es fehlt Ihnen doch eigentlich nichts.“ Herr Dr. Männicke wirkt unglücklich. Er meint, er hätte wenig Patienten wie mich, die meisten seiner Patienten seien Behinderte, wirklich Kranke, Krüppel, schwer geplagte Leute, denen man ihr Leiden schon von weitem ansehe.

Ein Kurarzt wie er könnte jederzeit austauschbar sein, er verkörpert den gängigen Typus, wie man ihn auch bei Lehrern antrifft. Er gehört zu den Leuten, die sich gar nicht vorstellen können, dass es Menschen gibt, die in ihrem Beruf aus welchen Ursachen auch immer nicht zurechtkommen, die denken, dass man es jedem ansehen müsse, was ihm fehlt. Ein Leiden müsse wenigstens labormäßig oder durch den Röntgenapparat zu diagnostizieren sein. Das Unheimliche für Leute wie Dr. Männicke ist, dass die Ursache meines Leidens verborgen bleibt, dass man aufs Erraten und auf Vermutungen angewiesen ist, dass man dem Patienten Glauben schenken muss, wenn er behauptet, dass es ihm schlecht gehe, auch wenn er mit rosigem Gesicht vor ihm sitzt. Sein Uhrwerk geht nicht mehr. Äußerlich ist kein Fehler sichtbar, auch beim Auseinandernehmen der Uhr entdeckt man nichts. Zusammengesetzt aber geht sie wieder nicht. Sie bleibt einfach stehen oder geht zu langsam oder zu schnell. Vielleicht sind es winzige Staubkörner, kleine Schmutzpartikel, die stören und das Laufwerk hemmen. Eine Wolke zieht über das Gesicht von Dr. Männicke. „Was fangen wir nur mit Ihnen an? Fünf Wochen in unsrem Bad. Das wird Sie wieder auf die Beine bringen. Sie werden neuen Lebensmut schöpfen. Passen Sie auf! Nach den fünf Wochen fängt Sie kein Junger mehr ein!“

Er rückt mit seinem Stuhl vor und musterte mich aus nächster Nähe.

„Was würden Sie denn sagen, wenn ich Ihren Aufenthalt hier um drei Wochen verlängere! Das ist doch lächerlich, dies muss doch einfach klappen. In fünf Wochen kriegen wir Sie nicht hin. Ihre Behörde wird das einsehen müssen. Unglaublich, was die Leute an Ihnen verbrochen haben!“

Ich weiß nicht, was Dr. Männicke plötzlich zu einem so energischen Vorgehen veranlasst hat. Sein Blick ruht wohlgefällig auf mir. Meine Genesung muss ihm ein Herzensanliegen sein. Ich danke Gott für diesen Stimmungsumschwung. Es ist ein gutes Vorzeichen.

Pünktlich alle zwei Tage kommt ein Brief von Ute. Sie versucht mir damit die Trennung angenehmer zu machen. Hier wimmelt es vor alleinstehenden Männern, die ihre Frauen genau wie ich zu Hause gelassen haben und alles andere als traurig darüber zu sein scheinen.

Sobald jeder mit seinen Anwendungen am Vormittag fertig ist, strebt er aus dem Sanatorium hinaus in die Parkanlagen und die Gasthäuser oder Cafés der Umgebung. Es ist ein fröhliches Treiben in der Stadt, und oft gesellen sich auch alleinstehende Damen aller Altersstufen dazu, auch sie Kurgäste, dann wird es noch fröhlicher. Es geht in dieser Kurstadt geradezu übermütig zu, von Krankheit ist kaum die Rede. Würde man nicht so viele Rollstuhlfahrer, so viele Leute am Stock oder mit Krücken sehen, würde man der Täuschung erliegen, man weile an irgendeinem Urlaubsort in heiterster Umgebung. Bei jedem Gedeck liegen die Pillen aufgereiht, die der einzelne Patient zu schlucken hat, und alle befolgen die Einnahme, als sei es eine heilige Handlung. Nur ich bin eine Ausnahme, da ich nichts verschrieben bekommen habe. Bald fragend, bald mich neiderfüllt musternd, blicken die anderen Patienten auf mein tablettenloses Gedeck. Man nimmt an, dass ich meine Medikamente vergessen habe oder absichtlich nichts einnehme, ganz gegen die Vorschrift des Arztes. Sie wollen mir einfach nicht glauben, dass ich in völlig gesundem Zustand, sozusagen nur zur Erholung hier in diesem nur wirklich Kranken vorbehaltenen Haus weile.

Sie wunderen sich auch, wie oft ich abends ausgehe und den Nachtschlüssel verlange, während sie im Allgemeinen abends noch im Sanatorium zusammensitzen. Sicher würden sie es missbilligen, wüssten sie von meinen nächtlichen Kino- und Theaterbesuchen. Der Arzt hingegen scheint nichts gegen meinen ungewöhnlichen Lebenswandel zu haben. Im Gegenteil, es macht ihm Spaß, sich morgens bei der Visite mit mir, einem harmlosen Kranken, länger als gewöhnlich zu unterhalten und von seinem anstrengenden Sanatoriumsdienst zu erzählen. Bei mir darf er gewiss sein, dass ich ihm aufmerksamer zuhöre als es andere, wirklich kranke Patienten es tun würden.

Oft erwache ich an diesem Ort wie in einer fremden Welt, betrachte meine Umgebung vom Bett aus, die nicht anders ist als die eines Hotelzimmers, nur dass jeden Morgen der Arzt an meine Türe klopft.

Zum ersten Mal habe ich Zeit, über mein Leben nachzudenken, über den harten Schulalltag, über das Familienleben, über die Kinder und ihre Zukunftsaussichten. Hatte dies alles früher etwas Quälendes für mich, so rückt es nun in die Ferne und nimmt sich da gar nicht mehr so schlimm aus. Mein früheres Dasein fällt plötzlich wie eine Maske von mir ab. Ich sehe alles klarer, ohne Hass und Verzerrung. Die Kollegen, die im Lehrerzimmer so dicht gedrängt nebeneinandersitzen, kommen mir aus der Distanz meines Kuraufenthaltes vor wie angenehme Gesprächspartner, die jederzeit geduldig mitanhören, was ich ihnen von meinem Unterricht zu erzählen habe. Es kommt mir alles harmlos und völlig normal vor. Selbst die peinlichen Szenen mit meinem Sohn, wenn er eine Freundin bei Nacht mitbrachte und ich beide gar noch mit einem Glas Bier oder einer Cola bediente, erscheinen mir von hier aus eher witzig und keineswegs mit schweren moralischen Vorwürfen zu belasten. Das sind eben junge Leute, denke ich jetzt in meinem Sanatoriumsbett bei angenehmer abendlicher Lektüre. Da regte ich mich doch ganz umsonst auf, als der Vater einer Freundin meines Sohnes mich wissen ließ, dass mein Sohn wohl nicht der Richtige für seine Tochter sei. Ich solle mich doch mal mit ihm zusammensetzen, damit man darüber reden könne. „Setzen Sie ihm die Pistole auf die Brust, Ihrem Sohn, sperren Sie ihm das Taschengeld, wenn er nicht von Anette lässt!“ So einfach ist das, man muss nur energisch sein. Ich muss mir ein Beispiel nehmen an solchen Männern der Tat, wie es Großmann war. Er hat seine Tochter erfolgreich bearbeitet. Sie verließ meinen Sohn prompt, und ich konnte von Glück reden, dass Peter mir nicht die Schuld an seiner Niederlage zuschrieb. Dies fällt mir ein, während ich wie jeden Morgen meine Temperatur messe und mich zur Morgengymnastik im Turnsaal fertig mache. Ich brauche gar keine Gewissensbisse zu haben, wenn ich mich hier pflegen lasse. Schon nach wenigen Tagen fange ich an, so wie andere Leute zu denken. Langsam reihe ich mich ein in das Leben der übrigen Menschheit, all der Leute, die um mich her ihre Arme strecken, Rumpfbeugen machen, in die Knie gehen und ihre verschlissenen Gelenke bewegen, dass es knackt.

Je besser es mir geht, desto mehr verschwindet Ute aus meinen Gedanken. Ich mache mir keine großen Sorgen um sie, denn sie dürfte sich eher befreit fühlen, wenn ich nicht zugegen bin. Ich schreibe jeden zweiten Tag sehr heitere Briefe, schildere den Tagesablauf mit kleinen Erlebnissen und halte sie auf dem Laufenden. Ich vertröste sie und bereite sie darauf vor, dass meine Kur wahrscheinlich länger als fünf Wochen dauert, ohne sie jedoch zu erschrecken. Da dies ja die erste Kur in meinem Leben sei, liege ein großer Verschleiß vor und der Arzt habe mir daher die Verlängerung angeraten.

Sie fragt in ihren Briefen ängstlich, ob ich mich auch wirklich wohlfühle, so weit weg von zu Hause, und erinnert mich daran, dass dies die erste Trennung in unserer Ehe ist. Sie will es nicht so recht glauben, dass ich, kaum bin ich befreit von der Last des Schuldienstes, schon ein anderer Mensch bin. Was die Schüler anbelangt und die Kollegen, schreibt mir Ute, habe sich noch niemand nach mir erkundigt. Vielleicht ist sie froh darüber, so muss sie auch nicht näher erklären, woran ich eigentlich leide. Nur Marlies frage nach mir, fast täglich und eingehend. Dabei wisse sie gar nicht viel zu sagen. Ute ist etwas erstaunt über diese Anteilnahme von Marlies’ Seite. Schätzt sie mich vielleicht doch mehr, als sie vermutet habe?

Nach den üblichen Untersuchungen von Blut, Stuhl und Urin zu Anfang meines Aufenthalts bleibe ich ziemlich verschont von direkter ärztlicher Einflussnahme. Manchmal wenn der Kurarzt eine Pause macht in seinen Erörterungen über die vielfältige, nervenaufreibende Tätigkeit im Sanatorium, versuche ich auch ein Wort über mein Lehrerdasein einzuflechten. Ich schildere, wie schwierig es sei, sich im Schulmilieu zu behaupten, seine Autorität täglich von Neuem aufzubauen, seine Arbeit diensteifrig auszuüben, ohne je eine Anerkennung dafür zu erhalten, weder von den Schülern noch von den Eltern oder gar vom Direktor. Es werde alles für selbstverständlich gehalten, auch wenn man sich um jeden Schüler einzeln kümmert, man bekäme keinen Dank dafür. Eine Honorierung gäbe es in diesem Beruf nicht, nur Kritik und Missverständnis.

Der Arzt lächelt mitleidig. Er starrt versonnen vor sich hin auf den glänzenden Mahagonischreibtisch. Ob er sich einen Menschen vorstellen könne, der weder einen Schreibtisch noch einen eigenen Stuhl im Dienst sein Eigen nennen könne, der sozusagen zum fliegenden Personal gehöre, das nirgends und überall zu Hause ist? Sein Blick sagt, es ist deine Schuld und nicht meine, und was hat dies alles mit mir zu tun? Warum hast du dir keinen anderen Beruf gewählt?

„Aber Ihr Gesundheitszustand hat sich doch rasch gebessert, nicht wahr?“ Er lächelt zufrieden, als ob es sein Verdienst sei, dass ich wieder wie ein normaler Mensch auf den Beinen bin. „Man sieht Ihnen den Lehrer gar nicht mehr an.“ Er hat mich auf Schmalkost gesetzt, eine neue Methode, um seelische Leiden zu kurieren. Etwas anderes als Morgengymnastik, Schwimmen, Massagen, autogenes Training und Diät weiß er mir nicht zu verschreiben. Eine Weile besinnt er sich noch, was er auf der Behandlungsliste ankreuzen könnte. Dann nimmt er entschlossen meine Hand, überprüft Puls und Blutdruck und entlässt mich leicht verlegen.

Es gehört allerlei Überredungskunst dazu, Ute davon abzuhalten, mich zu besuchen. In ihrem Übereifer schreibt sie mir viel zu oft und meint in ihrer Fürsorglichkeit, mich unter so vielen fremden Menschen nicht allein lassen zu können. Natürlich vermisse ich hier ihre helle Stimme am Morgen, mit der sie aus der Küche heraufruft und mich anspornt, schneller zu sein, das Frühstück sei fertig. Natürlich sind mir die anderen Menschen hier nicht so nahe wie Ute. An das Klinikzimmer musste ich mich erst gewöhnen, ebenso an den Speisesaal mit den Patienten, die meistens älter sind als ich.

Aber gerade diese neue Umgebung und die Abwesenheit von Ute bewirken in mir eine Veränderung, die mir wohltut. Ich fühle mich als freier Mensch, spüre Ansätze von Unternehmungslust und liebe die Geselligkeit, die ich zu Hause nicht habe. Zu Anfang hatte ich einen seltsamen Traum, in dem ich Ute für immer verloren hatte. Früher war ich derjenige gewesen, der Ute als Witwe zurückließ. Jetzt träumte ich davon, wie Ute an einem ganz normalen Sonntagmorgen beim Frühstück plötzlich vornüberfiel. Durch das Fenster schien die Sonne auf den Tisch und beleuchtete in warmen Farben das Geschirr, die Marmelade, die Kanne. Ute wollte gerade die Tasse an den Mund setzen, da fiel diese klirrend zu Boden. Ich erschrak, als ich sie mit dem Gesicht nach unten auf der Tischkante aufprallen hörte. Es war, als zerbreche es genau wie die Kaffeetasse in tausend Scherben. Erst jetzt kam es mir komisch vor, dass sie nicht, wie sonst üblich, mit allen möglichen Bekannten, Verwandten lange Telefongespräche geführt hatte. Für sie war es eine Art von Pflicht, um die Verbindungen nicht abreißen zu lassen. Die Gespräche drehten sich immer um Belangloses, ich hörte als unbeteiligter Zeuge ruhig zu. Das hatte an diesem Sonntag gefehlt, auch das Adressenbüchlein lag nicht aufgeschlagen neben dem Telefon. Der Tisch war weniger sorgfältig als sonst gedeckt, es fehlten die Blumen, es fehlte das Frühstücksei, und auch das Besteck lag unordentlich herum. Ute war stiller als sonst gewesen. Ich wollte mich gerade bücken und die Scherben zusammensammeln, als ich das Außergewöhnliche wahrnahm: den Aufprall Utes sowie einen langen Seufzer, der gar nicht aus ihrem Mund, sondern von anderswoher zu kommen schien.

Völlig kopflos und außer mir hob ich Ute unter den Schultern hoch und schleppte sie auf die Couch nebenan. Eine leichte Kreislaufstörung, redete ich mir ein, nichts als eine kleine Schwäche, vielleicht war es ihr etwas übel von einer Speise, die sie nicht vertragen hat. Gestern Abend waren wir doch bei den Kohlhaas eingeladen, hatte es da nicht diesen Kalbsbraten mit den merkwürdigen schwarzen Pilzen gegeben? Rasch machte ich kalte Umschläge, knöpfte ihre Bluse auf, damit sie freier atmen könne. Sie wird einfach überarbeitet sein, die arme Ute, ich habe darauf zu wenig geachtet, immer war sie für die Familie da, immer hat sie sich zu viel zugemutet. Ich riss das Fenster auf und rannte hilflos hin und her. Ich fragte mich, was zu tun sei, ob ich im Gesundheitslexikon nachschauen, bei Bekannten anrufen oder die Nachbarn holen sollte. Wie gelähmt starrte ich auf ihr immer spitzer werdendes Gesicht, auf die herunterhängende Unterlippe, das nur halb geschlossene Lid, die blutleeren, blassen Hände. Ich strich ihr die herunterhängenden Strähnen aus der Stirn. Ich stand wie unter Schock, sodass ich zunächst gar nicht auf das Nächstliegende kam, nämlich den Notarzt zu rufen. Mitten in meine Ratlosigkeit hinein läutete es plötzlich Sturm an der Haustür. Wer mochte das wohl sein? Doch nicht ein Nachbar, ein Sonntagsbesuch, gar ein Verwandter oder ein Kollege? Ich hätte unmöglich öffnen können, ich konnte Ute keinen Augenblick allein lassen. Als sich die Schritte von der Türe entfernten, überkam mich eine ungeheure Erleichterung. Meine Entschlusslosigkeit bedrückte mich nicht mehr. Im Gegenteil, ich saß da, als sei ich allem enthoben, und hütete mich, auch nur eine Bewegung zu machen.

Der Arzt, den ich nach langem Zögern dann doch kommen ließ, musterte mich vorwurfsvoll mit routiniertem Medizinerblick, weil ich ihn nicht sofort gerufen hatte. Er wurde ungeduldig, weil ich ihm weder über genaue Uhrzeit nennen noch über die Abfolge der Ereignisse genaue Auskunft geben konnte. „Sie haben doch versucht, sie wiederzubeleben, nicht wahr? Es ist Ihnen einfach nicht gelungen, sie wieder ins Leben zurückzurufen, nicht wahr? Sie waren verzweifelt, dass alles nichts fruchtete, ja? Ein Schlaganfall natürlich.“ Er sprach das Wort aus. „Ein Schlaganfall, wie es Hunderte an solchen Tagen, besonders Sonntagen, bei plötzlichem Föhneinfall gibt. Nicht Ihre Schuld, natürlich niemands Schuld.“ So oder so ähnlich redete er fortwährend auf mich ein, während er Ute eine Spritze in den Arm gab und vorsichtig das Augenlid hochstreifte.

Ich hatte Utes schweren Unfall beileibe nicht verschuldet. Der Arzt, der jetzt widerwillig seinen Notdienst verrichtete, sprach mich nicht ganz frei, ja, ich meinte im Traum eine Vermutung in ihm aufsteigen zu sehen. Ich war sicher aus Bequemlichkeit, aus dem Willen, keine Veränderung, wenigstens keine einschneidende meines Lebens zu ertragen, nicht aufgestanden und hatte ihn deshalb nicht früher gerufen. Man kennt solche Fälle von müden, gleichgültigen Ehemännern, besagte sein misstrauisches Lächeln. Ich war handlungsunfähig. So geschah alles über mich hinweg. Als der Arzt veranlasst hatte, dass man Ute auf eine Bahre legte, ihr das Leintuch über den Kopf zog, sie festschnallte und hinuntertrug, an den auf der Straße bereits sich versammelnden Menschen vorbei, folgte ich gefühllos all diesen Ereignissen. Andere benachrichtigten das Beerdigungsinstitut, andere suchten für mich alle die Adressen und Telefonnummern heraus, die nötig waren, nun nach Utes Tod das Notwendige zu veranlassen. Es war, als hätte ich damit nichts zu tun. Selbst die Kinder, als sie eintrafen, nahmen Stellung für mich, äußerten sich zu den Besuchern, die ihre Teilnahme aussprachen.

Ich sah zum Fenster hinaus, über die Ziegeldächer der Stadt hinweg, ich sah Kinder nebenan im Sandkasten spielen, einen Mann mit Hund spazieren gehen, bis der Umriss des Wagens, mit dem sie Ute abtransportierten, in der Ferne verschwand. Das Zimmer füllte sich mit irgendwelchen Menschen. Ich nahm wieder wie zuvor Platz am Frühstückstisch, faltete die Zeitung, die dort unordentlich zusammengeknüllt lag, räumte das Geschirr weg und überlegte, ob ich an Utes Stelle die Pflanzen gießen sollte. Ich brauchte keinen Trost, nicht einmal den meiner Kinder. Als ich aufwache, liege ich ganz ruhig in diesem weiß überzogenen Klinikbett, und ich frage mich tatsächlich, ob Ute etwas zugestoßen ist.

Als ich beim Frühstück die kraftstrotzenden und laut sich unterhaltenden Patienten sehe, ist der nächtliche Traum verschwunden. Mir kommt in den Sinn, dass ich eigentlich zu Hause anrufen könnte, lasse es dann aber doch sein.

Mehr und mehr löst sich die Angst und das, was mich zu Hause so oft gequält hat, auf. Der Traum war der letzte Rückfall, von jetzt an bin ich voll wie die anderen mit meinem Anwendungsplan beschäftigt, ruhe mich nach dem Essen aus, gehe spazieren und nütze das gesamte Angebot dieser Kurstadt aus. Ich fange an, mich nicht mehr als Außenseiter zu empfinden. „Eigentlich sind Sie ein gesundheitlicher Musterknabe“, sagt der Arzt, „ein Cholesterinspiegel, um den man Sie beneiden könnte, Leberwerte hervorragend, kein Zucker, was wollen Sie mehr? Einen Schlaganfall werden Sie nie bekommen!“

Ich bekomme nichts mehr mit von politischen Nachrichten, von Börsenbewegungen, von den traumatischen Problemen der Politik. Die Bedrückung, die hier angesichts der vielen Alten und Kranken kommen könnte, ist nicht größer als zu Hause. Alle sind hier ganz und gar damit beschäftigt, sich gesund zu erhalten, den wohlverdienten Ruhestand möglichst lange zu genießen, sich auf künftige Reisen nach Übersee, Fernost, auf eine Mittelmeerinsel vorzubereiten, sich nicht nur gesund, sondern genussfähig zu erhalten. Die Jugend, die mich in der Schule umgibt, fehlt mir nicht. Endlich muss ich mich in dieser Umgebung, in der ich zu den Jüngsten zähle, meines Alters nicht mehr zu schämen. Ich muss nicht mehr meine grauen Haare im Spiegel überprüfen, die hervorstehenden Adern meiner Hände melancholisch mustern, meinen viel zu dürren Hals einer traurigen Betrachtung unterziehen. Am Morgen wandere ich in den Parkanlagen genussvoll auf und ab, trinke ein Glas Heilbrunnen in der Kurhalle, ergehe mich auf den Kieswegen, die von Rhododendron und Nadelhölzern gesäumt sind, und bin für alles aufnahmefähig. Dies alles strahlt eine Ruhe auf mich aus, die mir Sicherheit und Zuversicht vermittelt.

Der Arzt schreibt es sich und seiner Heilkunst zu, dass ich zusehends gesünder aussehe. „Nehmen Sie Ihre Schüler nicht so ernst“, redet er mir zu, „so wenig wie ich meine Patienten alle beim Wort nehmen kann. Betreiben Sie Ihren Beruf mehr als Nebensache, dann werden Sie wie alle hier zum Lebenskünstler. Anfänge dazu haben Sie ja schon gemacht!“

Ja, vielleicht hat er Recht.

Ein Schwarm junger Arzthelferinnen, Gymnastinnen und Masseurinnen eilen hin und her, füllen Karteikarten aus, rufen Patienten auf oder klappern auf den Schreibmaschinen. Wie ein Kranz frischer Blüten umgeben sie ihn, den dicklichen Mittsechziger, und befolgen seine Befehle. Unwillkürlich werde ich an das Gesundheitsamt erinnert, in dem Ute ebenso hin und hereilt und das sie vielleicht sehr gerne mit zu Hause vertauscht hätte, obwohl sie dort doch immer mit meinen beruflichen Problemen konfrontiert ist. Immer noch halte ich sie von mir fern, um ja nicht in den alten Zustand zurückzufallen. Ich fürchte mich vor dem Trübsinn, dem ich zu Hause ständig ausgeliefert war. Bereits die Briefe von Ute sind in dieser Hinsicht für mich gefährlich. Mit ihnen taucht mein früheres Leben auf wie eine dunkle hohe Wand. Ich schreibe ihr, wie sehr ich es genieße, fernab der Schule zu sein, meine Kollegen, die Schüler wenigstens für einige Zeit nicht zu sehen, wenn auch sie, Ute, mir sehr fehle. Insofern beruhige ich sie. Vor einem Besuch warne ich, weil sie ja nicht ihre häuslichen Aufgaben vernachlässigen dürfte, außerdem brauche man sie im Gesundheitsamt. Ute lacht am Telefon ein wenig, sie ist etwas verstimmt. Habe ich gar einen Kurschatten getroffen, der mich hier beschäftigt und ihre Gegenwart überflüssig macht? Eine völlige Gedächtnislosigkeit hat sich meiner bemächtigt. Ich gehe in meiner hiesigen Gegenwart vollständig auf. Eindrücke fließen in mich ein, die in ihrem Stimmungsgehalt einander gleichwertig sind und mich alles vergessen lassen, was früher war, so als sei ich neu geboren worden und erinnerte mich an kein früheres Leben. Utes Stimme am Telefon kommt mir fremd vor, wenn sie von den Kindern spricht. So habe ich den Eindruck, es handle sich um die Kinder von Bekannten, aber nicht um meine eigenen. Ich lebte jetzt endlich so wie meine jüngeren Kollegen, die alles, was sie erleben, Vergangenheit und Zukunft, ordentlich in Gedächtnisschubladen untergebracht haben, und alles Neue, Reiseeindrücke, Schulprobleme, Familientragödien, wegstecken, irgendwohin, so dass es nicht mehr zum Vorschein kommt und für immer neuen Eindrücken Platz macht. Jetzt verstehe ich, warum es für sie nicht so schwierig ist, sofort mit Ferienbeginn die Koffer zu packen, sich in ein Flugzeug zu setzen, mit oder ohne Familie, und auf Kreta zu wandern, durch die Dordogne zu radeln, in einem Hausboot auf den Flüssen Irlands zu träumen, auf Korfu zu aquarellieren oder auf große Fahrt zu gehen in den Anden, auf dem Hochplateau von Nepal, quer durch den amerikanischen Kontinent im Mietwagen, mit der transsibirischen Bahn durch Russland bis nach Wladiwostok und anschließend nach Peking, vielleicht auch noch hinüberzusetzen nach Japan. Sie haben vorher keine schulischen Probleme zu bewältigen gehabt wie ich. Sie vergessen sofort, kaum hat sich die Schultüre geschlossen, alles Unangenehme. Jetzt plötzlich fühle ich mich ihnen näher, verstehe ich ihr ambulantes Leben, ihre Leichtfüßigkeit, die sie befähigt, sich mit geringem Ballast überall in der Welt heimisch zu fühlen. Sie betrachten die Schule nur als Durchgangsstation und haben ihr Schwergewicht in die Ferien verlagert. Vielleicht betrachteten sie ihr ganzes Leben so, ihre Familie, ihre Ehe, als Durchgangsstation, wo es nirgends einen langen Aufenthalt gibt. Vor allem haben sie nichts zu tun mit dem Ballast der Vergangenheit, mit Krieg, mit Bombennächten, mit Toten und Verwundeten und mit dem Sirenengeheul, das mir heute noch in den Ohren liegt. Sie wissen nicht, was Gestapoverhöre waren, sie mussten nicht die Nächte im Keller verbringen, keine Aufräumungs- und Aufbauarbeiten mit Schaufel und Spitzhacke leisten; alle diese niederen Dienste wurden ihnen erspart, und sie müssen sich nicht mit einem ganzen Volk gedemütigt fühlen, nur weil sie zufällig in jene Zeit hineingeboren wurden. Kein Wunder, so sage ich mir, dass sie so unbeschwert alles hinter sich lassen können und mir überlegen sind, sie müssen ja all diesen Kriegs- und Nachkriegsballast nicht mitschleppen. Zum ersten Mal fühle ich mich so wie sie, ich glaube sogar, dass ich auch unter der Schule nicht mehr leiden würde, könnte ich den Zustand der Gedächtnislosigkeit meines Sanatoriumsaufenthalts beibehalten, ihn nach Hause retten und vollends durchhalten bis zu meiner Pensionierung. Nur ist da Ute, die stehen geblieben ist, die meine Wandlung nicht mitvollziehen würde. Wie ein Mahnmal würde sie mich an meine frühere Befindlichkeit erinnern und ungläubig vor diesem anderen, vor diesem neuen Wolfgang Fink stehen. Man kann doch einer Frau nicht zumuten, dass sie plötzlich einen neuen Ehemann an ihrer Seite hat, einen Sechzigjährigen, der zwanzig oder fast dreißig Jahre derselbe war und nun plötzlich ein anderer sein soll!

In mich hat doch nichts mehr hineingepasst, ich war randvoll gewesen mit meiner Vergangenheit, die ich ja nicht direkt in meinen Unterricht habe einfließen lassen. Meine persönlichen Eindrücke verschwieg ich. Alles Persönliche ruhte wohlverwahrt in einer Truhe, die ich nie geöffnet habe. Ich schleppte sie aber mit mir herum, diese vermoderten Totengerippe, diese unverarbeiteten Eindrücke einer schrecklichen Zeit, über die es weder mit Ute noch mit den Kollegen eine Verständigungsmöglichkeit gegeben hat, wenigstens was unmittelbare Eindrücke, Selbsterlebtes anbelangt. Das war doch alles aus zweiter Hand, was ich weiter gegeben habe, Angelesenes, das über den Zweiten Weltkrieg und das Dritte Reich berichtete hat, nichts, was von mir stammte. Insofern lebte ich in der Lüge und machte allen etwas vor. Da war meine Jugend, mein Elternhaus, die Kriegs- und Nachkriegszeit, die Verlobung mit Ute. Das alles ist von meinem jetzigen Zustand weit entfernt, alles Dazwischenliegende empfinde ich , als gehöre es gar nicht zu meinem eigentlichen Leben, als sei ich seit der Nachkriegszeit in eine tiefe Bewusstlosigkeit gefallen, die voller Alpträume und tiefer Schrecken war, schlimmer als alles, was Krieg und Naziterror für mich waren. Kommt es daher, dass ich einfach nichts verarbeitet habe, dass ich alles auf sich beruhen ließ, was mich damals so sehr bewegte, ja dass ich mich nicht einmal mit Ute in einem ruhigen Gespräch über diese Dinge unterhalten konnte, weil es ja nicht von mir selbst handelte, dieses Stück Vergangenheit, weil ich da ja nur Statist war, genauso wie Ute auch, die in ihrer Jugend noch weniger mitbekommen hat und sich gar nicht betroffen fühlte. Die ganze schreckliche Vergangenheit, bestand sie nicht lediglich darin, dass man Hunger hatte, dass man nichts kaufen konnte, dass alles fehlte, was man zum täglichen Bedarf brauchte, dass man die Nächte nicht durchschlafen konnte wegen der Luftangriffe und dass man schließlich nur noch im Dunkeln lebte? War es dieser Mangel, der uns in Bezug auf die Vergangenheit so wenig gesprächig machte? Mit Ute konnte ich nie darüber sprechen, weil sie keine Lust hatte, mit mir Fragen der Vergangenheit zu erörtern, überhaupt keinen historischen Sinn zeigte. Und wie viel geringer war das Interesse bei den Kollegen, die viel jünger waren als ich und Ute.

Wollte ich überhaupt Fragen der Geschichte erörtern oder wollte ich über mein eigenes Schicksal reden? Wir sind doch nicht einfach alle zu historischen Figuren geworden, nur weil wir Zeitgenossen einer großen, einer schrecklichen Zeit waren! Wie lächerlich, sich an Hitler aufrichten zu wollen, an seinem großen Schatten und deshalb von sich zu reden, als habe man Anteil gehabt an den damaligen Entscheidungen. Da war man doch vor allem auch als Jugendlicher aus allem ausgeklammert, weniger als Nichts, ein kleiner Mitläufer, wie es so schön hieß in dem Entnazifizierungsbescheid, den mein Onkel bekommen hat, ein Blockwart in einem Unterbezirk von Ulm, der in unserer Familie der Lächerlichkeit preisgegeben war. Wir lachten ihn aus in seiner braunen Uniform und mit der Schildmütze. Und mein Vater war mit den paar Worten, die er öffentlich gegen Hitler gesagt hat, als Widerständler unbedeutend genug. Auch er war zu keiner Kolossalgröße herangewachsen, wie wir uns dies heute alle vorstellen. Er war einer von den vielen, die stumm Widerstand geleistet und nur einmal sich vorgewagt haben. Nein, es war nicht diese allgemeine Vergangenheit unseres Volkes, die da so begraben in mir ruhte und aus dem Untergrund in mir Selbstzweifel auslöste, nein, es war meine eigene, durch kein besonderes Ereignis sich auszeichnende Vergangenheit, die gerade dadurch wirkte, dass sie nie erwähnt und nie erlebt, ja vielleicht nur unbewusst sich vollzogen hat. Sie lag da, wie Felsbrocken von ehemaligen Gletschern in stillen Gebirgstälern als stumme Zeugen einer Urlandschaft überall zerstreut herumliegen. Sie können nicht mehr zusammengefügt werden, genauso wenig wie die Einzelstücke aus meiner Vergangenheit, deren Deutung sich mir immer mehr entzieht.

Ich kann mich vor niemandem verständlich machen über das Ungeklärte eines vielleicht ganz singulären, nur mich betreffenden Schicksals einer Generation, die gerade noch überlebt hat. Ich weiß nur, dass alle diese Berichte aus zweiter Hand, mit denen ich meinen Geschichtsunterricht anfülle, nicht mit dem übereinstimmen, was ich als Zeitzeuge erlebt habe. Ja sogar der Bericht des ehemaligen KZ-Häftlings, den ich vor der Klasse habe sprechen lassen, entspricht nicht der Wirklichkeit von damals, die voller Gerüchte war. Man wusste nichts Genaues von all dem, das einen nicht persönlich betraf, da man keinen Juden in der Familie oder der näheren Bekanntschaft hatte, der plötzlich abtransportiert, aus dem Staatsdienst entlassen wurde oder auswandern musste. Zudem wären diese Dinge für mich damals unverständlich gewesen, ich hätte sie als selbstverständlich hingenommen, so wie ein Jugendlicher unseren heutigen demokratischen Alltag hinnimmt.

Auch nach dem Krieg plagte ich mich nicht mit der Vergangenheit herum. Erst seit ein paar Jahren tue ich es. Seitdem fällt mir überhaupt auf, dass es eine Jugend gibt, die anders ist als meine Jugend damals. Seitdem ich nur noch von Jugend umgeben bin, im Beruf und zu Hause, merke ich, dass ich zu einer anderen Generation gehöre. Im Beruf stellen ja selbst die Kollegen allmählich eine andere Generation dar, sie gehören fast noch zur Jugend, und ich gerate mit meinem zwanzigjährigen Abstand zu ihnen immer mehr ins Abseits. Meine Tischnachbarn hier gehören fast alle zu meiner oder einer älteren Generation. Hier habe ich das wohltuende Gefühl, nicht allein zu sein.

„Wohl sprechen sie alle von der Massengesellschaft“, sagt der ehemalige Oberst, der fortwährend sein Gebiss mit der Zunge an den Oberkiefer drückt, wenn es bei jedem Bissen herunterzufallen droht, „aber das kommt nicht von ungefähr. Sehen Sie, das hat im Dritten Reich begonnen, der Gleichschritt, die Gleichmacherei, und heute der Modetrend, dem sich keiner entzieht, das ist dasselbe.“ Er ist sehr belesen und trägt alles mit wahrem Überzeugungspathos vor. Er glaubt noch an das, was er sagt, und keine Mahlzeit ist ihm zu schade, um uns, seine Tischnachbarn, nicht ausführlich über seine Kriegserlebnisse zu informieren. Er tut, als seien es sportliche Sensationsmeldungen – wenn er fast über dem Kanal abgeschossen worden wäre, wenn er das brennende London wie eine riesige Fackel unter sich gesehen hat, wenn er im Rausch eines solchen Stuckaflugs nicht mehr an den Tod gedacht hat. Die Narben auf seinem Gesicht nehmen eine rote Signalfarbe an, während er uns von seinen Abenteuern berichtet. Er sehnt sich zurück nach diesen Zeiten der Begeisterung und des Idealismus und verachtet die fehlende Schwungkraft der heutigen Jugend.

Er weiß nicht, dass ich Lehrer bin, daher sucht er bei mir keine Bestätigung für seine Kritik an der Jugend. Alles an ihr sei falsch, irregeleitet, von bestimmten Kreisen beabsichtigt. Er sieht die Manipulation am Werk, wenn die Jugend dem Alkohol, dem Sex und Verbrechen zum Opfer fällt. Wenn man ihn hört, kann man vom Untergang der einstmals so herrlichen germanischen Rasse ausgehen. Seine Gesichtshaut spannt sich glatt über die herausstehenden Backenknochen, zahllose geplatzte Äderchen verfärben seinen Teint ins Bläuliche.

Ihm gegenüber fühle ich mich jung, vor ihm verteidige ich die Jugend. Denn was er sagt, sind ja nur die üblichen Klagen eines alten Mannes, die es schon zu allen Zeiten gegeben hat. Es ist eine Standardvorstellung von einer verschwenderischen, gewissenlosen Jugend, die das Erbe der Alten verprassen wird. Ich stimme ihm nicht zu, sehr zum Ärgernis der anderen, die auch alle in den Chor der Kritik an der Jugend miteinfallen. Bei näherem Nachfragen stellt sich heraus, dass sie fast alle kinderlos sind und von der Jugend nur in den Zeitungen lesen. Das Einzige, was mich mit ihnen verbindet, ist das Gefühl des Ausgeschlossenseins, der Namenlosigkeit in einer Gesellschaft, die nichts mehr von uns wissen will und sich somit nicht mehr um unsere Erlebnisse kümmert. Wir können sie nur im Sanatorium oder in einer gemütlichen Bier- und Skatrunde loswerden.

Das Kurbad ist voll von Trümmergestalten wie dem alten Oberst. Es ist geradezu eine Alteninsel wie Mallorca oder Teneriffa, wo ebenfalls ganze Generationen Zuflucht finden vor der Jugend und ihren Forderungen, also vor der Gegenwart. Sie leben auf diesen Inseln ein wirkliches Pensionärsdasein, abgeschieden vom Alltag der Bundesrepublik. Noch mehr als zu Hause habe ich hier das Gefühl, in einem Ghetto zu leben, aus dem es kein Entrinnen gibt, nur dass dieses Ghetto hier angenehmer und sozusagen wattegepolstert ist. Man kann es sich in dieser Hölle bequem machen, sie ist bevölkert von Leuten, die sich wohl durch ihre Leiden, nicht aber durch ihre Gefühle voneinander unterscheiden. Es ist sozusagen eine homogene Gesellschaft, die eingehüllt ist von den Schwefeldämpfen der Mineralquelle, die überall in der Luft allgegenwärtig sind und jeden umgeben. Keine Rede davon, dass ich hier als gebrochener Mensch den Schmutz meiner Seele, die jahrzehntelangen Ablagerungen loswerden wollte. Ich vergesse dies alles vor der Kulisse der bewaldeten Berge, der Rebenhänge, in der reinen, gesunden Luft. Wir alle leben hier gedächtnislos, der reinen Gegenwart hingegeben.

Selbst Utes Mistbeet kommt mir vor, als würden darauf Orchideen gezüchtet. Ihre Fastenkuren und Gesundheitsrezepte gehen mir von dieser stillen Insel aus nicht mehr auf die Nerven. Auch der Trimm-dich-Pfad kommt mir ganz vernünftig vor, und über ihre Hantierungen in der Küche verhänge ich hier nicht mehr das Verdikt des Routinierten und des tödlichen täglichen Einerleis. Hier würde ich sie nicht mehr kritisieren, wenn sie sich wie jeden Morgen auf die Waage stellte und schwere Depressionen bekäme, weil sie 2OO Gramm zugelegt hat. Ich würde schmunzeln, da sie von der fixen Idee besessen ist, ihren Cholesterinspiegel im genau vorgeschriebenen Gleichgewicht zu halten. Dies alles sehe ich jetzt von überlegener Warte aus. Utes verzerrtes Gesicht damals im Sommerurlaub auf Norderney würde mich heute nicht mehr aufschrecken. Ich hatte auf den zart geröteten Oberschenkel einer Nachbarin im Liegestuhl die Asche einer Zigarette fallen lassen. Ich erinnere mich plötzlich an diese Szene, als eine der damaligen Dame sehr ähnliche junge Frau hier auftaucht. Die Eifersucht Utes, weil ich mich mit dieser besagten Dame lange über Verhaltensweisen beim Sonnenbaden oder Hotelpreise unterhalten habe, blitzt für Minuten auf.

Ich erinnere mich an das leise Klingeln von Utes Stricknadeln, wenn sie allabendlich vor dem Fernseher die Beine hochlegte, es bildete die Begleitmusik zu dem über uns verhängten Ritual unserer Zweisamkeit. So gemütlich eingemauert in unseren Eheturm, geborgen und aufeinander angewiesen, war es angenehm von den Unfällen anderer zu hören. Der Nachbar hatte einen Bootsunfall, seine Frau war über Bord gefallen. Er konnte sie nicht mehr retten. Ein Gewitter war aufgezogen. Mit letzter Kraft war er ans Ufer gerudert und hatte die arme Frau im See zurückgelassen. Als sie dies hörte, war Ute für eine Weile nachdenklich gestimmt. Umso wohler fühlte sie sich, wenn sie, fest an mich gebunden, vor solchen Unfällen verschont blieb und sich bei uns gar nichts, rein gar nichts ereignete, was an eine Sensation gegrenzt hätte. Ute fühlte sich wohl in dieser Ehelangweile, hat sich nie erkundigt, wie ich darüber denke. Das Wort „unser“, das mich auch heute noch seltsam berührt, kam ihr vom ersten Tag unserer Ehe an leicht über die Lippen, als seien wir seit Urzeiten verwandt, ja verschwistert, als sei unsere Zweisamkeit das Selbstverständlichste von der Welt. Daher war sie ja auch so verstört, als sie mitbekam, dass mit mir etwas nicht stimmte. Die Ferienreisen, die gemeinsamen Ausflüge, die Besuche bei Bekannten, alles wurde so geplant, als bedürfe es erst gar nicht meiner Zustimmung; alles ordnete Ute bis in die letzten Einzelheiten an. Es waren ihre Pläne, ihre Ziele, ihre Absichten. Das ging so weit, dass ich das Wort „Ich“ gar nicht mehr in den Mund nahm. Als Erstem fiel das meinem Freund Werhan auf. „Altes Haus, mach doch endlich Ferien, aber allein!“ Er hat mir Mut gemacht, auf ihn war der Anstoß zu dem hiesigen Aufenthalt zurückzuführen. Hans wusste vielleicht schon lange, was in mir vorging.

Irgendwo mache ich eine alleinstehende Dame ausfindig, irgendwo sitzt sie auf einer Bank neben einem üppig blühenden Rhododendronstrauch, der alle Schönheit ringsum aufsaugt und in sich versammelt, sodass ich sie zunächst gar nicht entdecke. Es wird mir fast übel an diesem heiß-schwülen Spätnachmittag mit seinem verhangenen Gewitterhimmel. Ich spüre eine dumpfe Ahnung in mir hochsteigen, wie ich sie schon lange nicht mehr kannte. Sie kommt aus dem Nichts, ich weiß nicht, was sie ausgelöst hat. Plötzlich ist sie da, diese Sehnsucht, mitten in diesen Verdauungsspaziergang hinein, während ich noch den Theaterzettel an der Litfaßsäule im Kurpark lese und zerstreute Grüße nach rechts und links sende.

Da sitzt sie also in einem hellen Kleid, das nicht zu übersehen ist. Es sticht heraus aus dem saftigen Grün des endlos sich dehnenden Rasens und dem dunklen Blau des Gewitterhimmels. Ich beurteile die Farbe des Kleides, bevor ich das Gesicht sehe. Sie wirkt unbestimmt, ja fast blass, in die Landschaft eingepasst, als gehöre dieses Kleid wie eine Blüte zu diesem Parkland. Sie sitzt regungslos da, und das Buch, das sie in der Hand hält, scheint zu dieser Hand zu gehören, als sei es da angewachsen. Sie liest, ohne umzublättern. Ein altmodisches Bild, genrehaft, wie einem Traum entsprungen. Sicher muss es sich um einen schwer verständlichen Text handeln, da sie immer auf derselben Seite verharrt. Als ich näher komme, blickt sie geschwind auf, liest aber dann sofort weiter. Sie scheint sich für nichts anderes als für dieses Buch zu interessieren, nicht für den Park, nicht für die Enten, die sich jetzt eine um die andere in den nahe gelegenen Teich plumpsen lassen, nicht für die Passanten. Da setze ich mich, rasch entschlossen, neben sie. Wer ist dieses Wesen, ist sie jemand aus Fleisch und Blut? Nur um etwas zu tun, lehne ich mich entspannt zurück, strecke meine Beine aus und verharre ebenso regungslos wie sie. Die Lektüre scheint immer fesselnder zu werden, je länger ich auf der Parkbank weile, ja, es kommt sogar zu einem Umblättern und zu einer leichten Vorwärtsneigung des Kopfes. Die ganze Zeit über habe ich ja nur eine Statue beobachtet, die nicht einmal ein frecher Spatz, der sich auf ihren Kopf gesetzt hätte, aus der Ruhe hätte bringen können. Schon kündigt sich bei mir erlahmendes Interesse an. Die Mattigkeit nimmt zu infolge der Schwüle, die an diesem Nachmittag unerträglich wird. Ich mache Anstalten, mich zu erheben. Da kommt Leben in die Figur. Schlagartig dreht sie den Kopf, als gebiete sie mir, sitzen zu bleiben. Sie mustert mich, lächelt leicht und zufrieden. Habe ich tatsächlich ihre Aufmerksamkeit geweckt? Was sucht sie jetzt fieberhaft in ihrer Handtasche? Warum streicht sie nervös die Haare zurück? Da sind doch keine Strähnen, die ins Gesicht fallen. Es sind kastanienbraune, leicht rötliche Haare. Auch das noch, denke ich. Sie trägt sie hinten in einer Spange zusammengefasst, eigentlich zu jugendlich, eigentlich nicht ganz angemessen. Der Haarwuchs ist zu üppig für die sonst zarte Figur. Sie greift nach ihrer Halskette, als ob sie prüfe, ob sie noch da sei. Eine Geste der Unsicherheit. Was soll sie sagen? Ihre „Lesewut“ scheint behoben. Sie stützt sich jetzt auf der Bank auf, als ob sie sich Ruhe gebieten wolle. Das alles hat meine stumme Gegenwart vermocht. Ganz langsam fange ich an, stolz auf mich zu sein.

Ich bedaure, nicht jugendlicher gekleidet zu sein, nichts mit modischem Pfiff zu tragen, nichts, womit ich in meinem Äußeren Aufmerksamkeit erregen könnte.

Dabei ist noch nichts geschehen, ist kein Wort zwischen uns gefallen, bleiben wir beide noch ruhig auf der Bank sitzen. Nur die Wolken werden bedrohlicher, und erste Tropfen fallen. Jetzt setzen wir uns beide gleichzeitig in Bewegung. Der Himmel will es, dass ich ihr mit meinem Schirm aushelfe. Wir schreiten nebeneinander her unter einem Regendach, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt. Sie ist kaum kleiner als ich, wir sind ein schönes Paar – zumindest meine ich das.

Im Tearoom sitzen wir anschließend nebeneinander, während eine sintflutartige Regenwelle an die Fenster platzt. Sie friert nicht in ihrem dünnen, jackenlosen Kleid, als sei sie von innen heraus erwärmt und nicht abhängig von irgendeiner Außentemperatur.

Zwischen uns entwickelt sich nicht das übliche Gespräch – verheiratet, ja oder nein, Kinder, wohnhaft, wo, Beschäftigung.

Beide sind wir wie vom Mond gefallen, der Zufall hat es so gewollt. Sie sieht auch nicht dauernd auf die Uhr, weil vielleicht ein anderer auf sie wartet oder sie im Kurheim zum Abendessen sein soll. Nein, sie scheint es so wenig eilig zu haben wie ich. Auch ich will die Zeit vergessen, ich nehme sogar die Abwesenheit im Sanatorium am heutigen Abend in Kauf, wenn dies auch einer kleinen Revolution gleichkommt und in den drei Wochen meines hiesigen Aufenthaltes noch nie passiert ist. Es muss mir vom Schicksal so bestimmt sein, zumindest bilde ich mir das ein, ich, der ich noch nie ein so großes Wort wie Schicksal in Bezug auf mich in den Mund genommen habe. An diesem Spätnachmittag ist einer meiner Wünsche in Erfüllung gegangen. Sie sitzt neben mir. Das Unglaubliche hat sich ereignet, und das dumpfe Grollen draußen, das am Abklingen ist, liefert die schicksalhafte Melodie dazu. Nichts um mich her erscheint in harmlosen Farben, alles nehme ich wahr, als sei ich in einen Trancezustand versetzt. Ich sehe sie leibhaftig vor mir, wie sie sich Löffel für Löffel das Eis in den Mund schiebt, in einen Mund, der hart sein kann und sich dann wieder wie widerwillig rundet, ein Mund, der vielleicht gar nicht bereit ist zum Küssen, weil er sich keine Zeit dazu nimmt, sondern immer damit beschäftigt ist, Worte zu formen, nichts als Worte. Da kommt nichts Spontanes, nichts Sprühendes aus diesem Mund, alles, was sie sagt, ist wohlüberlegt und wird sofort wieder zurückgenommen, falls ich etwa falsche Schlüsse ziehe. Sie dürfte keine leicht zugängliche Frau sein, ich weiß es. Unser Gespräch verläuft eher stockend, wenn auch auf beiden Seiten eine große Bereitschaft vorhanden ist, dem anderen zuzuhören. Der Zeiger der Uhr über uns geht unaufhaltsam der Sechs entgegen, wir beobachten es beide. In dem Maße, wie die Zeit fortschreitet, wird unser Gespräch schleppender. Wir haben uns fast gar nichts gesagt, nur Namen, nur Bruchstücke, aus denen sich noch kein Leben zusammensetzen lässt. Ich erfahre nichts weiter, als dass diese Susanne Miesbach Kollegin an einer Schule der Nachbarstadt ist, allein lebt und genau das Gegenteil meiner Existenz ist, weil sie sich wohlfühlt an der Schule, weil sie ihre Schülerinnen und Schüler mag, weil sie gerne unterrichtet und sie sich noch nie Gedanken darüber gemacht hat, welch geringe gesellschaftliche Stellung sie durch den Lehrerberuf einnimmt.

Sie hat sich diese Kur verschreiben lassen, weil sie sich müde vorkam und meinte, nach zehn Jahren Schuldienst Anspruch auf eine derartige gesundheitliche Pause zu haben. Ihrer Meinung nach gehört es zu den unabdingbaren Rechten einer Beamtin, sich für den Staat fit zu halten. Zum ersten Mal klärt sich ihre Miene auf, und sie lacht über das Wort „fit“, das ja gerade in unserem Beruf eine so große Rolle spielt. Das Gewitter ist so rasch vorüber, wie es gekommen ist. Auf dem Nachhauseweg würde meine Schirmbegleitung überflüssig sein. Ich befürchte, dass nach diesem Austausch unsere Beziehung auch schon ein jähes Ende finden würde, wenn wir uns vor dem Café trennen und in entgegengesetzter Richtung davonstreben, ohne uns die Adressen unserer Unterkünfte verraten zu haben. Die Folgenlosigkeit dieser Begegnung, die mir so hochtrabend als schicksalhaft erschienen war, scheint vorprogrammiert.

Ich wäre vorbehaltlos, alles hinter mir lassend, in eine Beziehung mit ihr hineingesprungen, noch bevor Susanne den letzten Löffel Vanilleeis, das mit einer Erdbeere geschmückt ist, in ihren strengen Mund schiebt. Ich wünsche, ein zweites Gewitter breche los und schütte über uns wolkenbruchartige Güsse aus, die unseren Abschied verhindern. Ich wünsche, es gäbe eine endlose Fortsetzungsgeschichte, bei der man sich gar nichts weiter mitzuteilen braucht als immer dasselbe. So hoffe ich auf eine Wiederholung, indem ich meinen Händedruck besonders intensiv gestalte und einen sehr flehenden Blick in ihre graublauen Augen wage. Es ist, als greife ich nach einem Rettungsanker, ganz gleich, wie er beschaffen ist, ganz gleich, ob diese junge Frau meine Gefühle teilt, ob sie sich ebenso absprungbereit fühlt wie ich. Warum ist sie nur so schüchtern, so zurückhaltend, so spröde! Vermutet sie in mir so etwas wie einen billigen Kurschatten, der auf Abenteuer ausgeht, hier, wo er Urlaub von seiner Ehefrau hat? Hält sie mich für einen der üblichen Ehemänner, die in der Langeweile des Kurlebens, sobald sich eine Gelegenheit bietet, zu jedem Seitensprung bereit sind? Es ist merkwürdig, dass ich die Initiative ganz ihr überlasse und abwarte, ob sie mir ihre Adresse verrät. Ich bin ein völliger Neuling im Aufbau solcher Beziehungen, hat mich Ute doch so domestiziert, dass ich außer den vagen Flirts mit Marlies keinem weiblichen Wesen den Hof mache. Ich bin ungeübt und linkisch und habe die größte Angst, Susanne könnte mich endgültig zurückweisen, wenn ich zu forsch vorgehe. Ich weiß, dass ich mich bei ihr wohlfühlen würde, dass ihre Gegenwart meinem trüben Dasein Glanz verleihen könnte. Auch wenn es nur winzige Zuwendungen in homöopathischer Verdünnung wären, so hätten sie doch die größte Wirkung und könnten mich vielleicht retten.Frust-Coverbild-Ebook+Print (1)

 

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