„Was haben Erdoğan, Maduro und Hitler gemein?“ Ich verschlucke mich am Mogenkaffee und kann nicht gleich antworten. Garfield spricht weiter: „Erdoğan hat 1981 einen Abschluss in Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften an der Marmara-Universität gemacht. Die gab’s zu der Zeit aber noch gar nicht. Die wurde unter dem Namen erst ein Jahr später gegründet. Der Dekan und der Rektor, die das Diplom unterschrieben haben, waren erst ab 1982 im Amt. Und auf der Internetseite der Nahverkehrsgesellschaft der Stadt Istanbul liest du, dass Erdoğan bis 1981 bei der Nahverkehrsgesellschaft vollzeitbeschäftigt war.“ „Ich hab’s. Genau wie Maduro! Maduro war auch Busfahrer …“ „Nahe dran, Olivia. Maduro hat nach seinem Schulabschluss nicht studiert, sondern begann bei den U-Bahnen der Metro Caracas zu arbeiten.“ „Also quasi zwei Busführer … Äh, aber Hitler hat doch nicht im öffentlichen Verkehr gearbeitet …“ „Darum geht’s auch nicht. Mann, Olivia!“ „Was haben die drei also dann gemein?“ „Alle drei haben gemein, dass sie für den Regierungsjob total lausig qualifiziert waren. Der Führer war noch lausiger qualifiziert. 1907 bewarb Hitler sich erfolglos an der Wiener Kunstakademie. Ab 1910 hat er Geld mit dem Nachmalen von Wiener Postkarten verdient.“ „Willst du vielleicht am Ende sagen: Diktatoren werden typischerweise solche, die für Staatsämter alles andere als die geeignete Ausbildung bzw. den geeigneten Werdegang haben?“ „Bingo. Nur: nicht jeder Postkartenmaler wird Diktator. Es fehlt noch was.“ „So? Was denn?“ „Ein übersteigertes Selbstbewusstsein. Das gibt’s übrigens häufig bei Minderwertigkeitskomplexen.“ „Ah!“ „Du traust dir alles zu, kommst mit Chuzpe in ein hohes Staatsamt, bist aber miserabel ausgebildet, völlig ungeeignet, und stehst bald vor einem Berg von Problemen, die du, da du nicht durchblickst und dennoch handelst, auch selbst verursachst. Und was tust du dann?“ „Ja, was?“ „Du greifst zu dem Mittel der Lösung von Problemen, das dir am einfachsten erscheint. Zu Gewalt.“
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