Kapitel 14
Als Zaza, Lorenzo und der König um die Ecke in die Halle bogen, begegneten sie Camel und mir. Wir kamen aus einem anderen Gang, und Zaza und Lorenzo fiel gleich auf, dass wir irgendwie verstört aussahen. In Gegenwart des Königs konnten wir ihnen aber nicht erzählen, was wir erlebt hatten.
Im Salon saß Brauni einsam vor den Sandwiches, in der rechten Hand ein Glas mit einer rosa blubbernden Flüssigkeit, und rülpste. Er sah auch nicht gerade glücklich aus.
Der König führte uns wieder ins Konferenzzimmer, und wir mussten uns eine geschlagene Stunde lang einen Film ansehen, in dem es um die blühende Geschäftslandschaft in „Luna Park Nord“ ging. Um die Steigerung von Gewinn durch Kosteneinsparungen. Um die Flexibilisierung des Arbeitsmarkts, bei der man Leute beliebig entlassen und zu niedrigeren Tarifen wieder einstellen konnte. Um die vorbildliche Politik der Zentralbank, die schon Wirkungen erzielte, wenn sie nur eine Maßnahme ankündigte, sodass sie die Maßnahme gar nicht mehr durchführen musste. Worum ging es eigentlich bei dem Ganzen, überlegte ich? Um mehr Wohlstand für alle, sollte man meinen. Das war aber nur das scheinbare Ziel. Im Süden ging es nur noch um Schuldenabbau und im Norden in erster Linie um Wohlstand für ein paar grenzüberschreitend handelnde Geschäfte, die dem Süden alles Mögliche verkauften, von Achterbahn-Ersatzteilen bis zu Billigessen für die Süd-Restaurants.
Am meisten litt Brauni. Er musste todmüde sein, nach all den verzehrten Sandwiches und dem getrunkenen Alkohol.
Endlich wurden wir entlassen. Der König begleitete uns in den Schlosshof.
Der Himmel draußen war rabenschwarz.
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